Workshop an der Hochschule für Kunst und Design Halle

Mai und November 2010
Fachbereich Medienkunst
Workshop und Tests zu Sprach-Klang- und Bild-Tonrelationen.
Klang als Ausgangspunkt künstlerischen Arbeitens: KlanggebildeKlangkörperKlangräume.

Während sich die ersten beiden Teile des Workshops im Sommersemester mit Text-Klang- und Bild-Tonrelationen auseinandergesetzt haben, ging es im Novmber im dritten Teil um den raumbezogenen künstlerischen Umgang mit Klang.

Teil 01   Überlegungen zur künstlerischen Arbeit mit Text und Klang
Teil 02   Überlegungen zu Ton-Bildrelationen
Teil 03   Workshop und Tests zu Raum-Klangrelationen

01 ÜBERLEGUNGEN ZUR KÜNSTLERISCHEN ARBEIT MIT TEXT UND KLANG
Hörspiel, Hörstück, Radiokunst – die Begriffe sind uns vielleicht geläufig, die Entwicklung dieser auditiven Ausdrucksformen in den letzten 100 Jahren, die sich häufig der Verbindung von Text und Klang widmen oder gar ihre Vordenker und Protagonisten, sind und bleiben uns leider meist unbekannt. Der Workshop möchte sich dem Phänomen des Klangs an sich und seiner medialen Verarbeitung und Kombination sowohl historisch, medientheoretisch-beispielhaft als auch praktisch widmen. Während es eine Fülle von Theorien zur visuellen Wahrnehmung und deren Veränderung durch die Medien und eine entsprechende Auseinandersetzung in der Medienkunst gibt, sind entsprechende Überlegungen für das Hören zwar vorhanden aber eher leise. In dieser Auseinandersetzung könnte aber eine Chance für die persönliche Ausdrucksweise und ein Ansatz für medienkünstlerisches „An-/Eingreifen“ liegen. Ansätze, Text-Klanggefüge als sich durchdringende „Gebilde“ zu komponieren, die nicht ausschließlich der Illustration einer literarischen Vorlage dienen, hat es bereits im erste Drittel des 20. Jahrhunderts gegeben. Erfahrbar sind diese aber für eine breitere Öffentlichkeit nicht geworden. Durch eine übermächtige Lobby in den Hörfunksendern wurden entsprechende Arbeiten auf die Spätschichten der Programmbetriebe verjagt. Der Workshop versucht, in Auseinandersetzung mit diesen frühen Ansätzen einer „absoluten Radiokunst“ (Kurt Weill) und dem praktischen Experiment mit Software-tools und Aufzeichnungsgeräten, dem Mikrofon als Gestaltungswerkzeug und der Verbindung von Klang mit gesprochenen, gelesenen und generierten Texten, eine Idee der Gestaltung von radiophonen aber auch raumbezogenen Hörstücken zu ermöglichen.

02 ÜBERLEGUNGEN ZU TON-BILDRELATIONEN
Die geläufigen Beziehungen zwischen Bild und Klang (Filmmusik/Videoclip/VJ vs. DJ, audiovisuelle Installation) erschöpfen sich häufig in Funktionalitäten und Illustrationen. Der Möglichkeitsbereich vorstellbarer Beziehungen bleibt fast immer ungenutzt. Eine gemeinsame Dramaturgie, die außerhalb des omnipräsenten und immer wieder aus „Sicherheitsgründen“ etablierten rhythmischen Synchronizität von Bildschnitt und Grundmetrum z.B. der Musik existiert, findet selten statt. Die Behauptung einer audiovisuellen Sprache schwebt fast über jeder Arbeit, die eine Audiospur zum Bild anbietet. Aber wird diese Behauptung jemals eingelöst?

Die aufkommende Unruhe im Moment des Ausbleibens, der Verweigerung der Synchronizität führt schnell zum Urteil des Fehlerhaften, Unausgewogenen, der „Nicht-Komposition“. Gleichzeitig entsteht ein kurzer Moment erhöhter Aufmerksamkeit, ein Spalt, ein Heraustreten aus dem Singsang des Erwarteten. Diese Aufmerksamkeit im Moment der Reibung, des Hakens zwischen Audio und Video, ist eine Tür für die Suche nach künstlerisch nutzbaren audiovisuellen Erzählweisen. Unter Berücksichtigung ihrer jeweils spezifischen Funktions- und Wahrnehmungscharakteristik eröffnet sich ein (neues) Terrain hinsichtlich der Gewichtung, Verschränkung, Reibung, des Charakters und der Tiefenstaffelung der Erzählweise. Wie viel Abstand zwischen Klang und Bild kann oder „darf“ man erzeugen und was passiert dann mit und in dieser Lücke?

Der Workshop versucht sich anhand praktischer Beispiele und Versuchsanordnungen den Problemen der (gleichberechtigten) Verknüpfung der Pole Klang und Bild zu nähern.

03 WORKSHOP UND TESTS ZU RAUM-KLANGRELATIONEN
Klänge beeinflussen unsere Wahrnehmung der Umwelt. Sie prägen unser „Bild“ von Gebäuden, öffentlichen Orten und unserer Privatsphäre. Klänge sind Erinnerungsspeicher und Zeitmaschinen. Wir assoziieren mit ihnen eine bestimmte Situation in der Vergangenheit und können uns körperlos an den Ort dieser Gegebenheit versetzen. Ob im Café, in der U-Bahn, in Einkaufspassagen oder Hotellobbies, aktive Beschallung durch Lautsprecher ist allgegenwärtig und schwankt strategisch zwischen Informationsverbreitung, Ruhigstellung und Konsumstimulierung. Fast immer dringen diese Klänge unterbewusst in uns ein. Wir können uns kaum gegen diese Prägung wehren, sie ist allgegenwärtig und entpuppt sich häufig entgegen der dahinter stehenden Motivation bei bewusstem Hinhören als Terrorisierung unseres Alltags und unserer Körper.

Der Workshop möchte theoretisch und praktisch verschiedene künstlerische Strategien des Einsatzes von Klang im (halb-) öffentlichen Raum vorstellen, entwickeln und diskutieren. Hierbei kann an den Ergebnissen des Sommersemesters angeknüpft werden. Thematisiert werden Klangerzeugung, Klangaufzeichnung und –speicherung, Audioformate, technische Grundfragen der Audiobearbeitung und -wiedergabe, sowie Raumtheorien, Raumwahrnehmung und Raumakustik.