2007-2009
I_LAND – eine Ambisonische Raum-Klangkomposition
UA 07.04.2009 IEM CUBE, Graz.
Es gibt Wünsche und Begehrungen, die so wenig dem Zustande unseres irdischen Lebens angemessen sind, dass wir sicher auf einen Zustand schließen können, wo sie zu mächtigen Schwingen werden, auf ein Element, das sie heben wird, auf Inseln, wo sie sich niederlassen können.
NOVALIS
Im Rahmen der ambisonischen Raum-Klangskulptur I_LAND habe ich über einen Zeitraum von zwei Jahren versucht, mich dem Phänomen der Insel anzunähern. Hierbei waren die recherchierten und am jeweiligen Aufzeichnungsort erarbeiteten (historischen, literarischen, mythologischen, geographischen, etc.) Deutungen und Konstellationen sowohl für die inhaltliche als auch die formelle Auseinandersetzung mitbestimmend.
2009 im Ausstellungskontext bei NEU/NOW Festival Vilnius und Chargesheimer-Preisträgerausstellung Köln als Kopfhörerinstallationen präsentiert.
2014 mit Lautsprecherkuppel u.a. bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und dem Portraitkonzert bei signale-graz aufgeführt.
Nach mehreren Konzerten und Präsentationen wurde die Komposition für die Lautsprecherkuppel des ZKM Karlsruhe adaptiert und Teil desRepertoires.
Die Arbeit wurde als binaurale CD mit Box produziert.
Das binaurale Rendering wurde durch Martin Rumori ermöglicht.
>I_LAND website
>covergestaltung
Das Ausgangsmaterial für die Komposition sind im Verlauf meines Stipendien-Aufenthalts auf der Insel Sylt (April 2008) gesammelte (mikrophonierte und aufgezeichnete) Inselklänge. Die Arbeit versteht sich jedoch nicht als O-Toncollage oder Soundscape-Katalog. Die skulpturale Klangkomposition wird vielmehr geprägt durch akustische Details und Gesten, die aus dem aufgenommenen Material herausgefiltert, durch Prozessierung geformt und im Raum arrangiert worden sind.
Ich habe in 2007 ein Thema gesucht, das sich sowohl als Utopie, imaginierter Ort als auch konkretes Objekt, materialisierter Gegenstand unseres festkörperlichen Lebens – zur Grundlage einer diese Aspekte vertiefenden Raum-Klangkomposition in Ambisonics machen lässt. Ungefähr zu dieser Zeit bin ich auf das Inselthema gestoßen und habe mich in der Folge auf eine von der Medientechnik unabhängige Recherchereise begeben, die eine unerwartete Eigendynamik entwickelte. Das Artefaktische, die omnipräsente und individuell ausfüllbare Leerstelle, der Verdacht, dass Gesellschaften ohne Inseln nicht sein können und doch so gegensätzliche Positionen mit diesen verknüpfen, haben mich zunehmend interessiert und zeitweise auf eine Irrfahrt geschickt. Als ich zwischenzeitlich mehr Fragen stellen, als mir Antworten geben konnte, habe ich beschlossen, das konkrete Thema der Insel mit seinen utopischen Projektionen mit meinen Vorstellungen der Raum-Klangkomposition zu verbinden. Denn diese Art der 3D-Klangprojektion ist eben auch beides gleichzeitig: Konkrete Klang projizierende Technik und utopisches Konstrukt, mit denen sich Klangobjekte komponieren lassen, die nur dort existieren, aber auf Formen und Zustände außerhalb der medialen Konstruktion verweisen können. Dementsprechend habe ich auf dem Weg zur fertigen Raum-Klangskulptur mit den recherchierten insularen Modellen gearbeitet, an die ich auf Raum, Klang und Zeit bezogene kompositorische Fragen angehängt habe und deren mögliche Antworten formal und inhaltlich nun die Gestalt von I_LAND bestimmen.